Suzana Bernhard im Interview mit der Personalwirtschaft
Corona-Krise: Wie erleben Sie die Personalpolitik bei den Kundenunternehmen? In welchen Branchen wurde die Zeitarbeit besonders stark zurückgefahren?
Suzana Bernhard: Unsere Branche ist seit jeher eine Art Frühindikator der wirtschaftlichen Entwicklung. Gerade in Krisenzeiten können wir anhand der Personalveränderungen auf Kundenseite meist sehr früh erkennen, welche Branchen oder Regionen am stärksten betroffen sind. Doch in der Corona-Krise ist dieses Bild stark verzerrt, da die Pandemie nahezu zeitgleich das Leben aller Menschen, Unternehmen und Branchen auf den Kopf gestellt hat. Es handelte sich also vielmehr um ein kollektives Zurück- bzw. Runterfahren, je nach Lockdown-Phase sowie dem aktuellen Grad der Betroffenheit einzelner Regionen, Unternehmen oder Lieferketten.
Wenn man mit Blick auf die Personalpolitik unserer Kunden jedoch eine Erkenntnis hervorheben kann, dann ist es das überwältigende Miteinander und der starke Zusammenhalt in dieser Ausnahmesituation.
Chancen: Wo gibt es vermehrte Nachfrage nach Zeitarbeitskräften? Wird die Krise das Bewusstsein für eine flexible Personalpolitik stärken?
Suzana Bernhard: Natürlich gibt es auch Branchen oder Unternehmen, die einen krisenbedingten Aufschwung erleben. In Pandemiezeiten gilt dies insbesondere für die systemrelevanten Bereiche, die selbst im Lockdown für uns alle da waren und den Laden am Laufen gehalten haben. Sei es im Gesundheitswesen, im Lebensmittelhandel, in der Produktion wichtiger Güter oder auch im Bereich Transport, Lager und Logistik, der für uns als DEKRA Arbeit Gruppe den größten Nachfragebedarf darstellte. Was von den Menschen bisher selbst besorgt oder transportiert wurde, wird derzeit eben bestellt, verschickt und geliefert. Samt gesteigertem Personalaufwand bei allen Transport- und Logistikdienstleistern.
Genau hier kommen wir dann ins Spiel und sorgen für eine schnelle, bedarfsgerechte Mitarbeiterlösung. Ein Mehrwert, den unsere Kunden auch nicht erst seit Corona zu schätzen wissen – weshalb es weniger das Bewusstsein der Unternehmen für mehr Flexibilität im Arbeitsalltag zu schärfen gilt, sondern vor allem auf politischer Ebene ein Umdenken erfolgen muss. Die steigende Notwendigkeit flexibler Arbeitsmodelle darf zumindest nicht durch immer höhere und oftmals nur parteipolitisch motivierte Hürden weiter gebremst werden.
Qualifizierung: Wie wichtig ist die Qualifizierung der Mitarbeiter, und welche Rolle können Personaldienstleister dabei spielen?
Suzana Bernhard: Fakt ist: Die Qualität der Mitarbeiter begründet den Erfolg eines jeden Unternehmens. Und die Qualifizierung spielt dabei eine wichtige Rolle.
Wir befinden uns inmitten eines gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Umbruchs und der Arbeitsalltag vieler Menschen wird sich in Zukunft stark verändern. Neue Technologien, neue Märkte, neue Alltagsmodelle sowie die fortschreitende Digitalisierung werden den Arbeitsmarkt völlig neu definieren. Die eindimensionale Berufslaufbahn — von der Ausbildung bis zur Rente — wird immer seltener, weshalb wir insgesamt umdenken müssen. Mehr Flexibilität, lebenslanges Lernen und die gezielte Förderung persönlicher Stärken und Lebensumstände sind hierfür das A und O.
Wir können und wollen unsere Kunden und Arbeitnehmer auf diesem Weg bestmöglich begleiten. Durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen, die in unserem Fall sogar innerhalb des DEKRA Konzerns aus einer Hand erfolgen können. Aber auch abseits der Aus- und Weiterbildungsfrage. Wir bieten unseren Kunden z.B. seit vielen Jahren professionelle Verhaltensprofilanalysen an, die auf die individuellen Stärken und Schwächen jedes Einzelnen eingehen. Denn nur weil jemand eine bestimmte Berufsausbildung hat, muss er in diesem Bereich nicht automatisch auch am besten zur Geltung kommen.
Perspektiven: Wo steht die Zeitarbeit im Jahr 2021?
Suzana Bernhard: Ich kann hier nur für uns sprechen, da eine Gesamtprognose derzeit von zu vielen, ungewissen Faktoren abhängt. Doch wir als DEKRA Gruppe blicken optimistisch nach vorne, orientieren uns seit jeher an den Chancen, haben trotz Corona unseren Digitalisierungsprozess weiter fort- bzw. deutschlandweit umgesetzt, neue Märkte erschlossen und unser HR-Portfolio zuletzt um moderne, zukunfts- und lösungsorientierte Angebote und Partnerschaften ergänzt. Wie sich 2021 allgemein weiterentwickelt, weiss niemand. Doch wir sind bereit und voller Tatendrang.
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