„Zeit­ar­beit wird eine immer wich­ti­ge­re Brü­cke für jene, die nicht oder noch nicht Fuß in der Arbeits­welt gefasst haben“, unter­strich Wolf­gang Tie­fen­see, Thü­rin­ger Minis­ter für Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Digi­ta­le Gesell­schaft. Anläss­lich des iGZ-Lan­des­kon­gres­ses Ost in Erfurt refe­rier­te der Minis­ter vor rund 150 Teil­neh­mern zum The­ma „Arbei­ten in Thü­rin­gen: Vor wel­chen Her­aus­for­de­run­gen ste­hen wir?“. Tie­fen­see beton­te, „wir brau­chen die Zeit­ar­beits­bran­che drin­gend. Sie ist der drit­te Pfei­ler der Wirt­schaft und ein abso­lut not­wen­di­ges Instru­ment dafür.“

Tarif­ver­trag

Die Zeit­ar­beit sei aller­dings noch immer in Ver­ruf, „weil vie­le noch nicht begrif­fen haben, dass es einen Tarif­ver­trag mit über 98 Pro­zent Abde­ckung gibt“, erläu­ter­te das ehe­ma­li­ge Mit­glied der Hartz-Kom­mis­si­on. Der iGZ müs­se alles dafür tun, schwar­ze Scha­fe zu iden­ti­fi­zie­ren und mit ihnen ins Gericht zu gehen. Der Zeit­ar­beit­ge­ber­ver­band und sei­ne Mit­glie­der müss­ten auch wei­ter­hin aktiv dar­an arbei­ten, das Image zu wan­deln. Es gebe in der Tat nur weni­ge schwar­ze Scha­fe. „Ich bin auf Ihrer Sei­te, wenn es dar­um geht, nicht zu pau­scha­lie­ren“, rief der Minis­ter den Teil­neh­mern zu.

Gute Zah­len

Zum Auf­bau Ost stell­te er fest, er sei in Thü­rin­gen gelun­gen. In die­sem Bun­des­land herr­sche bei­spiels­wei­se weni­ger Arbeits­lo­sig­keit als in Nord­rhein-West­fa­len. Thü­rin­gen hole kräf­tig auf und wei­se gute Zah­len auf. „Wir dür­fen aber nicht ver­ges­sen, dass posi­ti­ve Ent­wick­lung nicht vom Him­mel fällt“, erläu­ter­te Tie­fen­see. Für Thü­rin­gen ste­he Inno­va­ti­on, Digi­ta­li­sie­rung, Wirt­schaft 4.0, Nach­fol­ge­re­ge­lung, das Fach­kräf­te­pro­blem, die Finan­zie­rung die­ser Auf­ga­ben sowie die Inter­na­tio­na­li­sie­rung der Thü­rin­ger Märk­te auf der Agenda.

Wis­sens­trans­fer

Es gel­te nun, die Wirt­schafts­re­le­vanz zu defi­nie­ren. „Wir müs­sen den Pro­zess des Wis­sens­trans­fers aus der For­schung in die Wirt­schaft vor­an­brin­gen“, erklär­te der Refe­rent. Er rech­ne mit einem radi­ka­len Wan­del in den nächs­ten sie­ben bis zehn Jah­ren in allen gesell­schaft­li­chen Berei­chen. Zu erwar­ten sei­en zudem Fach­kräf­te­eng­päs­se in den nächs­ten Jah­ren, „und wir müs­sen Stra­te­gien für den Umgang damit ent­wi­ckeln“. Es gel­te, viel­fäl­tig aktiv wer­den. Die Sozi­al­part­ner­schaft soll­te genutzt wer­den, um gute Arbeit und gutes Ent­gelt zu bie­ten. Tie­fen­see: „Und zwar wie in der Zeit­ar­beit – Tarif­ver­trä­ge sind ein Netz, das Zeit­ar­beit­neh­mer auffängt.“

Qua­li­fi­zie­rung

Ent­schei­dend sei aber auch die Qua­li­fi­zie­rung der Arbeit­neh­mer. Arbeit wer­de sich wan­deln, und die Zeit­ar­beits­fir­men müs­sen laut Minis­ter reagie­ren. „Durch die Digi­ta­li­sie­rung wer­den Arbeits­plät­ze weg­fal­len — vor allem ein­fa­che Tätig­kei­ten“, fürch­te­tet Tie­fen­see. Es gebe jedoch intel­li­gen­te Inter­faces, die auch von Nicht­qua­li­fi­zier­ten bedien­bar sei­en. Es stel­le eine gro­ße Auf­ga­be dar, „hoch­kom­ple­xe Pro­zes­se so zu ver­ein­fa­chen, dass sie auch Nicht­qua­li­fi­zier­te hand­ha­ben können.“

Zeit­ar­beits­zug

Nach sei­nem Vor­trag über­reich­te ihm der Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Inter­es­sen­ver­ban­des Deut­scher Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men (iGZ), Wer­ner Stolz, eine Eisen­bahn – „als Zei­chen dafür, dass der Zeit­ar­beits­zug wei­ter­rollt und vie­le Men­schen mit­nimmt“, erklär­te Stolz. Zudem hof­fe er, dass die­ser Zug mit Blick auf die Regu­lie­rungs­wut der Poli­tik nicht ent­glei­se. „Denn mit der erneu­ten AÜG-Reform muss jetzt auch mal Schluss sein mit den Regu­lie­run­gen.“ (WLI)

Quel­le: iGZ Inter­es­sen­ver­band Deut­scher Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men e.V.